NORTHING

Spitzbergen

de

Spitzbergen ist eine Inselgruppe zwischen dem 74. und dem 81. nördlichen Breitengrad und damit Teil der Arktis. Eine Urbevölkerung, wie beispielsweise in Grönland, gab es auf Spitzbergen nie. Allerdings war der Inselarchipel in den letzten 200 Jahren aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen West und Ost immer wieder Schauplatz geopolitischer Interessen und wirtschaftlicher Inanspruchnahme. Als Ergebnis daraus gibt es heute noch – neben einigen aufgegebenen Siedlungen – zwei Hauptsiedlungen, eine norwegische und eine russische.

Während der Kohlebergbau über einen langen Zeitraum bis in die 2000er-Jahre in den norwegischen und in den russischen Siedlungen dominierend war, ist es heute der Tourismus, der sowohl die Infrastruktur wie auch das Bild der Orte prägt. War die Region einst aufgrund ihrer Exponiertheit eher uninteressant für den Massentourismus, ist es heute genau diese Exponiertheit, die touristisch erfolgreich vermarktet wird.

Es mutet paradox an, dass gerade dieser Naturraum, in dem der Klimawandel das weltweit signifikanteste Echo in Form rasanter Veränderungen erzeugt, in seiner vermeintlichen Unberührtheit die Sehnsucht nach intakter, ursprünglicher Natur anspricht – in einer Welt, die ökologisch in dramatischer Weise zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät.

In der gegenwärtigen angespannten geopolitischen Situation zwischen Russland und den westlichen Nationen gerät Spitzbergen mit seiner geografischen Lage zwischen den Mächten wieder zunehmend in den Fokus und rückt auch hier unfreiwillig aus seiner vermeintlichen Abgeschiedenheit heraus auf die Weltbühne.

Die Bilder der Serien entstanden auf mehreren Reisen nach Spitzbergen in den Jahren 1994, 1996, 2009 und 2019.


eng

Spitsbergen is a group of islands between the 74th and 81st latitudes north and, thus, part of the Arctic. There was never an indigenous population on Spitsbergen, as in Greenland, for example. However, due to its strategically favourable position between West and East, the island archipelago has repeatedly been the scene of geopolitical interests and economic claims over the last 200 years. As a result, there are still two main settlements today, one Norwegian and one Russian, in addition to some abandoned settlements.

While coal mining was dominant in the Norwegian and Russian settlements for a long time until the 2000s, today, tourism shapes the infrastructure and the image of the place. While the region was once rather uninteresting for mass tourism due to its exposed nature, today, it is precisely this quality that is successfully marketed for tourism.

It seems paradoxical that this very natural space, where climate change is producing the most significant worldwide echo of rapid changes, appeals in its supposed pristine state to the longing for intact, untouched nature in a world that is becoming ecologically increasingly and dramatically out of balance.

In the current tense geopolitical situation between Russia and the Western nations, Spitsbergen, with its geographical position between the powers, is again coming increasingly into focus, and here, too, it is involuntarily moving out of its supposed remoteness onto the world stage.

The images in the series were taken on several trips to Spitsbergen in 1994, 1996, 2009 and 2019.